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Infos & Tipps vom Gesundheitsexperten MEDISinn.
1. COVID-19-Impfungen im Unternehmen: Wissenswertes zu Impfstoffen, Impfstrategie und Herdenimmunität
Corona-Impfstoffe bieten den wirksamsten Schutz gegen COVID-19 – eine Rückkehr in ein normales Berufs- und Privatleben ist ohne diesen Schutz nicht zu erreichen. Vakzine schützen zum einen geimpfte Personen vor einer Erkrankung mit COVID-19 oder einem schweren Verlauf, zum anderen tragen sie zum Gemeinschaftsschutz bei – zur sogenannten Herdenimmunität, da das Virus dann immer weniger übertragen werden kann. Ziel ist, die Mehrheit der Menschen in Deutschland durch eine Impfung vor einer Corona-Erkrankung zu schützen, sodass sich COVID-19 nicht weiter verbreiten kann. Wie hoch die Impfquote dafür insgesamt sein muss, ist angesichts sich ausbreitender, ansteckenderer Varianten wie Delta und Co. unsicher. Der Hintergrund: Je ansteckender ein Erreger ist, desto mehr Menschen müssen geimpft sein, um die Verbreitung zu stoppen. Und: Leider schützen die bisherigen Impfstoffe weniger gut vor den neuen Varianten des Virus, da es immer weiter mutiert. Wissenschaftler betonen, dass daher noch weiter erforscht werden muss, wie infektiös das SARS-CoV2-Virus ist. Gingen viele Forscher/-innen im Sommer 2021 noch davon aus, dass eine Impfquote von 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung ausreicht, um auch alle übrigen ungeimpften vulnerablen Gruppen mit zu schützen, gehen viele wegen dieser Problematik derzeit von 80–85% aus. Berechnungen von Epidemologen der Universität Tübingen gemäß könnten die Kontaktbeschränkungen wegfallen, sobald rund 90 Prozent aller Deutschen geimpft sind.
Die COVID-19-Impfung für Unternehmen ist eine der wirksamsten betrieblichen Maßnahmen, um Mitarbeiter/-innen vor COVID-19 zu schützen. Angesichts der kalten Jahreszeit und der neuen SARS-CoV2-Varianten sollten Unternehmen jetzt erste Vorbereitungen für ein Booster-Impfangebot für alle Beschäftigten treffen. Mit betrieblichen COVID-19-Impfungen können Firmen einen zentralen Beitrag dazu leisten, dass Arbeitnehmer/-innen schneller ein COVID-19-Impfangebot zur Auffrischung ihres Impfschutzes bekommen.
Betriebliche Corona-Impfungen im Kampf gegen die Pandemie
Mit einem Corona-Impfservice leisten Betriebe einen großen Beitrag dazu, der Corona-Pandemie ein Ende zu setzen und ihre Mitarbeiter/-innen vor einer COVID-19-Erkrankung bzw. einem schweren Verlauf zu schützen. Geimpfte Angestellte können wieder sicherer miteinander umgehen und können mitunter mental stark entlastet werden, denn die Furcht vor einer Infektion ist teils groß. Viele Firmen bieten bereits routinemäßig jährliche Grippeschutzimpfungen an. Nach dem gleichen Prinzip können auch betriebliche Corona-Impfungen ablaufen. Mit einem betrieblichen Corona-Impfservice ermöglichen Unternehmen ihren Mitarbeiter/-innen dann einen einfachen Zugang zur COVID-19-Impfung. Ein Impftermin am Arbeitsplatz lässt sich ganz unkompliziert in den Arbeitsalltag integrieren und ist wesentlich einfacher mit Schichtarbeit, Kinderbetreuung oder der Pflege von Angehörigen vereinbar.
Ein weiterer positiver Aspekt: Betriebsmediziner/-innen können die Hausarztpraxen bei der COVID-19-Impfung entlasten.
Wichtig ist, Arbeitnehmer/-innen gegenüber klar zu kommunizieren, dass die Corona-Impfung ein freiwilliges Angebot des Betrieblichen Gesundheitsmanagements ist, also niemand verpflichtet ist, daran teilzunehmen. Gerade in Zeiten, in denen noch Verunsicherung und Unwissen über die Corona-Impfungen herrscht, ist Aufklärung bei diesem sensiblen Thema essentiell.
Vorbereiten, Informationen einholen und aufklären
Da sich die Situation seit Beginn der Corona-Pandemie laufend verändert, sollten Verantwortliche den aktuellen Stand der Impfkampagne laufend beobachten. Zentral ist es, Mitarbeiter/-innen in jedem Fall insbesondere angesichts der sich in manchen Bundesländern wie Bayern und Sachsen mit aller Härte ausbreitenden Vierten Welle der Corona-Pandemie mit allgemeinen Informationen zu Corona-Impfungen auf dem Laufenden zu halten. Insbesondere eine Aufklärung zum Thema COVID-19-Impfungen über die betrieblichen Kommunikationskanäle ist essentiell. Manche Mitarbeiter/-innen sind vielleicht Teil einer der priorisierten Gruppen, etwa aufgrund von Alter, Vorerkrankungen oder weil sie enge Kontaktpersonen von Schwangeren oder Pflegebedürftigen sind. Zudem haben Personen, die in besonders relevanter Position in Einrichtungen und Unternehmen der kritischen Infrastruktur arbeiten, ebenfalls priorisierten Anspruch.
Ein weiterer sinnvoller Schritt ist im Vorfeld auch, sich mit dem/der zuständigen Betriebsarzt/-ärztin auszutauschen und so erste Schritte für geplante Impfaktionen zu besprechen und einzuleiten.
Wirkprinzip von Impfstoffen
Grundsätzlich dienen Impfstoffe dazu, den gesunden Körper mit einer ungefährlichen Form eines Virus zu konfrontieren und so das Immunsystem zu sensibilisieren und zu trainieren. Kommt der Organismus nach der Immunisierung mit dem Virus in Berührung, hat er bereits Antikörper parat, kann schneller reagieren und den Erreger mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erfolgreich abwehren. Es kommt nicht zur Erkrankung.
Neuartige mRNA-Impfstoffe haben Zulassung erhalten
Derzeit durchlaufen weltweit 128 Impfstoffkandidaten klinische Studien. Seit Beginn der Corona-Pandemie wurden rund um den Globus bereits 23 Vakzine zugelassen, vier davon in der EU: ‘Comirnaty’ des Mainzer Unternehmens Biontech und seines amerikanischen Partners Pfizer, ‘COVID-19 Vaccine Moderna’ des US-Herstellers Moderna, ‘COVID-19 Vaccine AstraZeneca’ des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca und ‘Janssen’ von der Tochterfirma des US-Unternehmens Johnson und Johnson (J&J).
Bei der Entwicklung von COVID-19-Impfstoffen ist das sogenannte Spike-Protein wichtig. Das Spike-Protein sitzt auf der Oberfläche des SARS-CoV2-Virus und ermöglicht es ihm einerseits, an Körperzellen anzudocken und in sie einzudringen. Andererseits lassen sich Antikörper gut auf das Spike-Protein trainieren. Als Immunantwort binden sie sich in Form einer Abwehrreaktion an eben diese Spike-Proteine und können das Coronavirus so unschädlich machen. Diesen Effekt machen sich verschiedene Impfstoffe zunutze.
Die mRNA-Technologie
Die beiden Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna sind sogenannte mRNA-Impfstoffe. Das sind neuartige Vakzine, die auf der mRNA-Technologie beruhen. Der Begriff steht für “Messenger Ribonucleic Acid”, also “Boten-Ribonukleinsäure”. Die mRNA im Impfstoff fungiert als eine Art Nachrichtenbote. Sie überbringt einen “Bauplan”, mit dem einzelne Körperzellen selbst das ungefährliche Spike-Protein des Corona-Virus nachbilden können. Abwehrzellen reagieren dann auf diese Spike-Proteine. Als Immunantwort werden Antikörper produziert, die sich an die Spike-Proteine binden. Nach einer solchen Immunisierung haben SARS-CoV-2-Viren anschließend keine Möglichkeit mehr, mithilfe ihrer Spike-Proteine in die Körperzellen einzudringen, da sie vorher erkannt und mit Antikörpern abgewehrt werden. Die Corona-Impfstoffe sind die ersten zugelassenen mRNA-Impfstoffe, die Forschung beschäftigt sich aber bereits seit etwa zehn Jahren mit dieser Technologie. Andere mRNA-Impfstoffe, etwa gegen Tollwut, standen vor der Corona-Pandemie bereits vor der Zulassung. COVID-19 hat die Forschung hier enorm vorangetrieben, etwa durch hohe Fördergelder und schnellere behördliche Zulassungsverfahren sowie einen stärkeren internationalen Austausch.
Vektorimpfstoffe mit harmlosen Lebendviren
Eine weitere relativ neue Vakzinart sind Vektorimpfstoffe. Impfstoffe dieses Typs sind bereits gegen Ebola und Dengue-Fieber zugelassen worden. Auch die Corona-Impfstoffe von AstraZeneca und Johnson und Johnson sind sogenannte Lebendimpfstoffe mit Vektorviren oder auch Vektorimpfstoffe. Dafür werden wohlbekannte und harmlose Viren, im Fall von AstraZeneca etwa Adenoviren, genutzt. Für den Menschen sind diese bei Affen vorkommenden Schnupfenviren harmlos. Sie werden um ein oder mehrere Gene für das Spike-Protein von SARS-CoV-2 ergänzt. Diese Vektorviren transportieren dann das Oberflächenprotein in den Körper, sodass der Organismus als Immunreaktion Antikörper herstellen kann.
Prüfung, Zulassung und Wirksamkeit
Für die EU prüft die Europäische Arzneimittelagentur EMA die Wirksamkeit, pharmazeutische Qualität und Unbedenklichkeit der Corona-Impfstoffe. Das Genehmigungsverfahren wurde in der Pandemie im Rahmen einer „Rolling Review“ beschleunigt, ohne die sichere Überprüfung zu beeinträchtigen. Das gelang vor allem durch eine straffere Organisation des Prüfprozesses angesichts der Corona-Pandemie: Pharmaunternehmen können die verschiedenen Prüfphasen ihrer COVID-19-Vakzine parallel laufen lassen und so der EMA früher als sonst bereits die Daten abgeschlossener Studienphasen zur Verfügung stellten. So kann die Behörde parallel zu den laufenden Studien Ergebnisse der ersten Phasen überprüfen, schneller arbeiten und dennoch die Sicherheit gewährleisten. Die Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca konnten dadurch wesentlich schneller eine Zulassung für die EU und damit für Deutschland erhalten, ohne den Umfang ihrer Studien zu verringern.
Für Biontech/Pfizer und Moderna haben Studien eine Wirksamkeit von 95 bzw. 94 Prozent gezeigt. Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, an COVID-19 zu erkranken bei geimpften Personen um 95 bzw. 94 Prozent geringer war als bei nicht geimpften Menschen. Für den vollständigen Impfschutz sind bei den beiden Corona-Vakzinen zwei Impfungen im Abstand von etwa drei bis vier Wochen nötig. Der Impfschutz tritt erst sieben Tage nach der zweiten Impfdosis vollständig ein. Das Vakzin von AstraZeneca hat laut Zulassungsstudien eine Wirksamkeit von 70,4 Prozent. Der Impfstoff Janssen kann das Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken, um 85 Prozent senken. Inzwischen wird insbesondere allen, die Vektor-Impfstoffe erhalten haben, eine Auffrischungsimpfung mit einem mRNA-Impfstoff empfohlen, da hier der Impfschutz deutlich höher ist. Für Menschen unter 30 Jahren empfiehlt die STIKO derzeit außerdem nur noch eine Impfung mit Corminaty.
Für alle zugelassenen Impfstoffe gilt: Wie lange der Impfschutz anhält, ist derzeit noch nicht bekannt. Aktuelle Auswertungen dazu werden laufend erhoben und gehen von einem rund sechsmonatigen Schutz aus. Nach der Grundimmunisierung scheinen Geimpfte zu rund 90 Prozent vor einem Krankenhausaufenthalt und Tod geschützt, nach etwa sechs Monaten nur noch zu gut 40 Prozent. Wissenschaftler/-innen erforschen außerdem, inwieweit die Impfstoffe auch eine Verbreitung des Virus verhindern können. Dies ist derzeit noch nicht gesichert, es besteht aber die Annahme, dass das Risiko einer Übertragung nach der Immunisierung durch eine Impfung eine Zeit lang deutlich sinkt.
Derzeit bekannte Impfreaktionen und Nebenwirkungen
Wie bei jeder Impfung können nach der COVID-19-Schutzimpfung Impfreaktionen und Nebenwirkungen auftreten. Da das Immunsystem wie gewünscht reagiert und Abwehrstoffe gegen das Corona-Virus bildet, können leichte bis moderate Reaktionen auftreten. Sie können kurz nach der Impfung und bis zu wenige Tage danach vorkommen:
- Schmerzen an der Einstichstelle
- Abgeschlagenheit
- Kopfschmerzen und Frösteln
- Gelenkschmerzen
- Fieber und Schwellung an der Einstichstelle
In Deutschland erfasst das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) Nebenwirkungen und bewertet diese. So wird etwa geprüft, ob ein Zusammenhang mit Vorerkrankungen besteht. Vor der Impfung besprechen Arzt/Ärztin mögliche Risiken mit jedem Impfling und klären darüber auf. Direkt nach der Injektion mit dem Impfstoff bleiben geimpfte Personen für etwa 15 bis 30 Minuten unter Beobachtung des medizinischen Personals.
Inzwischen empfiehlt die STIKO auch für Kinder ab 12 Jahren und Schwangere sowie Stillende die Corona-Impfung. Für Allergiker/-innen, bei denen schon früher starke Reaktionen im Zusammenhang mit einem Impfstoff aufgetreten sind, liegt bisher keine Impfempfehlung vor.
Voraussetzungen für eine Herdenimmunität
Mathematische Modelle gehen davon aus, dass in Deutschland die sogenannte Herdenimmunität erreicht wird, wenn bis zu 85 Prozent der Bürger/-innen gegen COVID-19 geimpft sind. Neben dem individuellen Impfschutz lässt sich dann auch ein sogenannter Gemeinschaftsschutz erreichen. Das bedeutet, dass die Ausbreitung des Virus gestoppt wird und so auch Personen, die sich nicht impfen lassen können oder möchten, geschützt sind. Wann genau Deutschland eine solche Herdenimmunität erreicht, kann man nicht zuverlässig vorhersagen, da dies von vielen verschiedenen Faktoren abhängt. Dazu gehören etwa die Produktionskapazitäten der Hersteller und die Verfügbarkeit der Impfdosen, die Zulassung weiterer Corona-Vakzine, das Tempo und die Organisation der Impfungen sowie die Impfbereitschaft in der Bevölkerung.
In jedem Fall sollten Unternehmen ihrer Belegschaft ein Impfangebot machen und ihre Mitarbeiter/-innen mit Kommunikationsmaßnahmen und gezielter Aufklärung darauf vorbereiten.
Lesen Sie hier mehr zur Vorbereitung von betrieblichen Impfangeboten.